Paul Eisler – Erfinder der Leiterplatte

Paul Eisler wurde am dritten August 1907 in Wien als Bürger der damaligen Donaumonarchie geboren. Der Sohn des in der heutigen Slowakei geborenen Wilhelm Eisler und der aus Tschechien stammenden Caecilie Eisler studierte an der Technischen Universität Wien Maschinenbau und arbeitete dann als technischer Redakteur für das wöchentliche Radiomagazin „Rundfunk“.

Schon früh zeigte sich, dass der junge Paul eine Menge innovativer Ideen hatte, wie mehrere Patentanmeldungen aus seiner Zeit in Wien belegen. Schon vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs verließ Eisler 1936 seine Heimatstadt Wien und wanderte nach Großbritannien aus, wo er seine neueste Erfindung, die erste Leiterplatte, zum Patent anmeldete.

In London arbeitete Eisler zwischenzeitlich in einem Kino, in dieser Zeit entwickelte er unter anderem eine neue Idee für einen Filmprojektor. Während des zweiten Weltkriegs holte der Erfinder auch seine Eltern nach Großbritannien, einige Familienmitglieder konnten aber nicht mehr vor dem Krieg fliehen und wurden Opfer des Naziregimes in Österreich. Das Leben in Großbritannien war für die Überlebenden der Familie Eisler hart. Paul wurde zeitweise auf der Isle of Man eingesperrt, weil die lokalen Behörden ihn als „enemy alien“, also als feindlichen Ausländer, eingestuft hatten.

Grausame Ironie

Diese Erfahrungen führten dazu, dass Eisler Zeit seines Lebens sehr darauf bedacht war, dass seine Erfindungen nicht für militärische Zwecke missbraucht wurden. Aus diesem Grund suchte er sich einen Musikverlag aus, um seine gedruckten elektronischen Schaltungen weiterzuentwickeln. Im Zuge dieser Kooperation verlor Eisler sein Patent auf Leiterplatten ungewollt an den Verlag, der vorerst allerdings keine weitere Verwendung für die Erfindung hatte. Eisler nutzte seine Idee und baute einen Radioempfänger, dessen elektrischen Verbindungen den damals üblichen Kabelsalat vermieden, indem eine platzsparende, aufgeräumte Leiterplatte genutzt wurde.

Der Prototyp wurde in Europa damals allerdings kaum beachtet und auch von der britischen Regierung abgelehnt. Jenseits des Atlantiks, in den USA, erkannten kluge Köpfe allerdings relativ rasch das enorme Potenzial der Erfindung. Ironischerweise und gegen die Wünsche Eislers, wurde seine Leiterplatte zuerst von der Rüstungsindustrie genutzt, die ohne Rücksicht auf den Patentschutz Annäherungszünder für Flugabwehrraketen auf Basis von Leiterplatten entwickelte. Weil das System so gut funktionierte, folgten kurz danach auch Lenkraketen, miniaturisierte Funkgeräte, Vermittlungszentralen für Telefonnetze, Radioempfänger, TV-Geräte und Computer.

Überall dort, wo Leiterplatten zum Einsatz kamen, führten sie zu Technologiesprüngen, da die neue Technologie komplexere Schaltungen auf kleinerem Raum ermöglichte. Ohne Leiterplatten wäre keines der elektronischen Geräte möglich, die aus unserem Alltag heute nicht mehr wegzudenken sind. Jeder Geschirrspüler, Laptop oder Fernseher enthält auch heute noch eine Leiterplatte und damit auch ein Stück von Paul Eislers Genie. Leiterplatten sind eine unverzichtbare Grundlage für viele Technologien, die unsere Welt verändert haben. Datenverarbeitung, Luft- und Raumfahrt und alle anderen Technologien, die auf elektronische Systeme angewiesen sind, basieren auf der genialen Idee des österreichischen Erfinders.

Verkanntes Genie

Eisler heiratete 1952 die aus Wien geflohene Pionierin der Psycholinguistik Frieda Goldman und war bis 1957 Direktor und Manager des ersten zivilen Leiterplattenherstellers „Technograph Printed Circuit Ltd.“.  Der erste mit Leiterplatten realisierte Radioempfänger wurde 1942 produziert und ist heute noch in einem Museum in London zu bewundern. Eisler entwickelte seine Leiterplattentechnologie permanent weiter und meldete in den 1940er-Jahren noch mehrere entsprechende Patente in Großbritannien an, konnte von seinen Erfindungen aber nur bedingt profitieren, weil es ihm nicht gelang, seine Patentansprüche geltend zu machen. In den 1950er-Jahren wurden von Eisler erfundene Enteisungsmatten von Rolls Royce und anderen namhaften Firmen eingesetzt. Gebührende Anerkennung wurde Eisler in Großbritannien trotzdem nicht zuteil. Während er in Frankreich und Italien zum Mitglied prestigeträchtiger wissenschaftlicher Akademien ernannt wurde, kämpfte er in London weiter um seinen Platz in der Geschichte der Elektronik. Obwohl seine Patente nach langem Rechtsstreit 1950 anerkannt wurden und er unbestritten als Erfinder der Leiterplatte bestätigt wurde, bleibt sein Bekanntheitsgrad im Vergleich zur Bedeutung seiner Erfindung bescheiden.

Veröffentlicht am: 15. Dezember 2021

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