Krieg erhöht Druck auf die globale Lieferkette
Kriege, Pandemien und andere Katastrophen machen Druck auf Lieferketten. Die direkten Auswirkungen der aktuellen Krise auf AT&S sind bisher begrenzt.
Markus Keßler
„Der Angriff auf die Ukraine war selbst für Experten eine Überraschung. Wir versuchen natürlich immer, für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und unsere Lieferketten auf externe Schocks vorzubereiten, aber Ereignisse wie einen Krieg oder Naturkatastrophen kann man nicht vorhersagen“, sagt Petri Helin, Director Corporate Supply Chain Management bei AT&S. Die direkten Auswirkungen auf die Lieferketten von AT&S sind im aktuellen Fall begrenzt, weil es in Russland, der Ukraine und Belarus keine Zulieferer oder Zulieferer von Zulieferern gibt. Vermutlich wird es aber indirekte Effekte geben, da die Region ein wichtiger Lieferant von bestimmten Rohstoffen ist, die für die Lieferketten wichtig sind.
Preise ziehen an
„Durch die Sanktionen erwarten wir Preissteigerungen, zum Beispiel bei Kupfer, Titan oder Nickel. Für diese Rohstoffe ist Russland eine wichtige Quelle. Wie stark diese Beeinflussung ist, hängt von der Länge des Kriegs und möglichen Verschärfungen der Sanktionen ab. Im Extremfall könnte mangelnde Verfügbarkeit einzelner Rohstoffe ein Problem für Zulieferer werden“, sagt Helin. Was sicher auch zu Preissteigerungen führen wird, ist der steigende Druck auf die Energiemärkte in Europa. Die Abhängigkeit von Russland ist in diesem Bereich enorm hoch und die Preise für Gas, Öl und Strom sind bereit s deutlich gestiegen. Das bemerken auch Betriebe in den Lieferketten von AT&S, die teilweise in sehr energieintensiven Branchen tätig sind. Die Versorgungssicherheit könnte hier langfristig ebenfalls zum Problem für die Lieferketten werden.
Flugzeug-Stau
Der internationale Transport von Material leidet unter den Luftraumsperren, mit denen sich Russland und die EU-Staaten gegenseitig belegt haben. Die Routen von Europa nach Ostasien wurden teilweise gesperrt oder müssen über den Nordpol oder südlich von Russland ausweichen. Dadurch dauern die Transporte länger und die Preise steigen. „Die Verladeterminals sind teilweise schon voll, weil Flüge gestrichen wurden. Das führt zu Staus in den Lieferketten. Logistik ist eine Maschine, wenn ein Zahnrad blockiert wird, kommt der ganze Mechanismus aus dem Gleichgewicht. Das führt zu Verzögerungen und Preissteigerungen, die Planung wird deutlich schwieriger“, sagt Helin. Weil die Lieferketten durch die Verwerfungen der Pandemie ohnehin schon unter Druck sind, können solche zusätzlichen Schocks schnell zu größeren Staus führen, nicht nur in der Luft, sondern auch in Transportnetzwerken, die auf Straße oder Schiene setzen.
Kommunikation und Alternativen
Wie sich die Situation in der Ukraine entwickeln wird, ist unmöglich zu prognostizieren. Auch wenn es derzeit keine direkten Auswirkungen auf die Lieferketten von AT&S gibt, wird die Situation weiterhin genau beobachtet. „Wir prüfen ständig, ob Kunden oder Zulieferer von neuen Entwicklungen betroffen sind, die Situation ist sehr dynamisch. Die Kosten werden steigen, das haben wir auch während der Pandemie beobachtet. Wir sind ständig mit unseren Zulieferern in Kontakt, um mögliche Probleme frühzeitig zu identifizieren. Wir werden unsere Lieferketten noch robuster gestalten, indem wir Abhängigkeiten verringern und Risiken minimieren. Man kann aus jeder Krise lernen“, sagt Helin.
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