1. Halbjahr 2016/17: AT&S mit stabiler Entwicklung im Kerngeschäft, Ergebnis nach wie vor durch Anlaufeffekte der neuen Werke in China beeinflusst.

Veröffentlicht am: 2. November 20166,8 min. Lesezeit1365 Wörter
  • Gute Kundennachfrage und Kapazitätsauslastung – vor allem im zweiten Quartal 2016/17
  • Umsatz annähernd auf dem starken Vorjahresniveau – trotz der stärkeren Saisonalität im 1. Quartal 2016/17
  • Entsprechende Anlaufeffekte aus den neuen Werken in Chongqing beeinflussen Ergebnis
  • Hochfahren Werk 1 in Chongqing verläuft aufgrund von notwendigen Prozessoptimierungen nach wie vor flacher als erwartet; Verzögerungseffekte wurden im angepassten Jahresausblick berücksichtigt

Leoben, 17:38 – AT&S, einer der globalen Technologieführer für High-End Leiterplatten, verzeichnet in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres eine stabile Entwicklung im Kerngeschäft mit den entsprechenden Anlaufeffekten aus den neuen Werken in Chongqing, China.

Dazu Andreas Gerstenmayer, CEO von AT&S: „Wir konnten im Kerngeschäft im ersten Halbjahr 2016/17 eine recht stabile Entwicklung mit einer nach wie vor hohen Profitabilität zeigen. Setzt man das in Relation zum sehr hohen Vorjahresniveau ist es uns trotz der stärkeren Saisonalität im ersten Quartal und des höheren Preisdrucks gelungen, annähernd an das Vorjahresniveau anzuschließen. Die Kundennachfrage ist aktuell sehr gut: wir könnten deutlich mehr Aufträge hereinnehmen, wenn wir mehr Kapazitäten hätten. Die neuen Werke in Chongqing beeinflussen aber in der Hochfahrphase nach wie vor unser Ergebnis und wir sind bei den IC-Substraten noch immer in einer flacheren Anlaufkurve. Auf dieser Basis und der Tatsache, dass wir im bestehenden Werk in Shanghai bestehende Kapazitäten durch das Umrüsten für eine neue Technologie vorübergehend herausnehmen müssen, mussten wir unseren Jahresausblick im Rahmen des quartalweise stattfindenden Prognose-Prozesses anpassen. Nach wie vor sehen wir wachsende Märkte in allen Kundensegmenten, aber wir gehen in diesem Jahr durch diese Faktoren von einem etwas langsameren Wachstum und einer niedriger als ursprünglich angenommenen Profitabilität aus.“

Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

AT&S konnte im ersten Halbjahr 2016/17 an die starken Vorjahresumsatzzahlen anschließen. Mit EUR 386,5 Mio. lag dieser auf dem hohen Vorjahresniveau von EUR 387,1 Mio. Die ersten Umsätze mit IC-Substraten konnten die stärkere Saisonalität im ersten Quartal im Segment Mobile Devices & Substrates beinahe vollständig kompensieren.

Basierend auf den Anlaufeffekten für das Projekt Chongqing (EUR 37,3 Mio.) ging das EBITDA im ersten Halbjahr um EUR 41,1 Mio. bzw. -44,1 % von EUR 93,2 Mio. auf EUR 52,1 Mio. zurück. Bereinigt um diese Anlaufeffekte belief sich das EBITDA auf EUR 89,4 Mio. und lag damit um 4,6 % unter dem hohen Vorjahreswert. Dieser leichte Rückgang resultiert aus einem Preis/Produktmix-Effekt im Segment Mobile Devices & Substrates und konnte auch durch die laufenden Kostensenkungsmaßnahmen nicht vollständig kompensiert werden.

Die EBITDA-Marge lag im ersten Halbjahr bei 13,5 % und damit um -10,6 Prozentpunkte unter dem sehr hohen Vorjahresniveau von 24,1 %. Bereinigt um das Projekt Chongqing liegt die Marge mit 23,8 % annähernd auf dem hohen bereinigten Vorjahresniveau von 24,3 %. AT&S konnte im Kerngeschäft trotz des herausfordernden Marktumfelds ihre relative Profitabilität stabil auf dem sehr hohen Vorjahresniveau halten.

Die Abschreibungen auf das Sach- und immaterielle Anlagevermögen betrugen EUR 57,9 Mio. (Vorjahresperiode: EUR 42,5 Mio.). Diese mehrheitlich durch das Projekt Chongqing bedingten höheren Abschreibungen reduzierten das EBIT um EUR 56,5 Mio. auf EUR -5,8 Mio. Bereinigt um das Projekt Chongqing betrug das EBIT EUR 51,7 Mio. und lag damit um EUR 3,7 Mio. unter dem bereinigten Vorjahreswert. Die EBIT-Marge lag bei -1,5 % (Vorjahresperiode: 13,1 %). Bereinigt betrug die Marge 13,8 % und lag damit um -0,6 Prozentpunkte unter dem bereinigten Vorjahresniveau von 14,4 %.

Das Finanzergebnis sank unter anderem aufgrund von negativen Fremdwährungseffekten und eines höheren Nettozinsergebnisses deutlich von EUR 0,0 Mio. in der Vorjahresperiode auf EUR -10,0 Mio. Die Steuerquote betrug 6,5 %.

Das Konzernergebnis verringerte sich aufgrund der Anlaufeffekte des Chongqing Projektes und des deutlich höheren negativen Finanzergebnisses um EUR -56,9 Mio. von EUR 42,1 Mio. in der Vorjahresperiode auf EUR -14,8 Mio. Daraus resultiert ein Rückgang des Ergebnisses je Aktie von EUR 1,08 in der Vorjahresperiode auf EUR -0,38.

Cashflow und Bilanz

Der Cashflow aus dem Ergebnis belief sich auf EUR 36,9 Mio. nach EUR 85,4 Mio. im Vorjahr. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit – Investitionen in die im Bau befindlichen Werke in Chongqing, Technologieinvestitionen an anderen Standorten und Investitionen in finanzielle Vermögenswerte – lag bei EUR -155,1 Mio. (Vergleichsperiode des Vorjahres: EUR -97,5 Mio.).

Das Eigenkapital ging aufgrund des negativen Konzernergebnisses, der gezahlten Dividende von EUR 14,0 Mio. sowie  negativen Währungsdifferenzen in Höhe von EUR 8,2 Mio. von EUR 568,9 Mio. auf EUR 531,9 Mio. zurück. Die daraus resultierende Eigenkapitalquote lag, auch aufgrund der gestiegenen Bilanzsumme, mit 36,4 % um -5,9 Prozentpunkte erwartungsgemäß deutlich unter dem Wert zum 31. März 2016.

Die Nettoverschuldung erhöhte sich um EUR 176,0 Mio. von EUR 263,2 Mio. zum 31. März 2016 auf EUR 439,2 Mio. Dieser erwartete Anstieg ergab sich aus der hohen Investitionstätigkeit und dem Aufbau des Working Capital, das nicht aus dem laufenden Ergebnis finanziert werden konnte. Der Nettoverschuldungsgrad lag daher zum 30. September 2016 mit 82,6 % deutlich höher als per 31. März 2016 (46,3 %).

Die wesentlichen Kennzahlen:

Gem. IFRS;H1 2015/16H1 2016/17Veränderung
in Mio. EUR01.04.-30.09.201501.04.-30.09.2016
Umsatzerlöse387,1386,5-0,2%
EBITDA93,252,1-44,1%
EBITDA-Marge (in %)24,113,5-
EBITDA bereinigt1)93,789,4-4,6%
EBITDA-Marge bereinigt (in %)1)24,323,8-
EBIT50,7-5,8> -100 %
EBIT-Marge (in %)13,1-1,5-
EBIT bereinigt1)55,451,7-6,7%
EBIT-Marge bereinigt (in %)1)14,413,8-
Konzernergebnis42,1-14,8> -100 %
Cashflow aus dem Ergebnis85,436,9> -100 %
Netto-Investitionen (net CAPEX)98,2142,545,1%
Eigenkapitalquote42,3%36,4%-
Nettoverschuldung263,2439,266,9%
Gewinn pro gewichteter Durchschnitt der Aktienanzahl1,08-0,38> -100 %
(in EUR)

1) Bereinigt um das Projekt Chongqing

Segment Mobile Devices & Substrates mit stärkerer Saisonalität, Ergebnis durch Anlaufeffekte aus Chongqing beeinflusst

Die Nachfrage nach High-End-Leiterplatten für mobile Endgeräte war im ersten Halbjahr gut, jedoch im Vergleich zur Vorjahresperiode durch eine deutlich stärkere Saisonalität im ersten Quartal geprägt. Die Umsätze aus IC-Substraten konnten diese Entwicklung kompensieren, jedoch verzeichnete dieses Segment negative Währungseffekte. Der Umsatz lag daher im ersten Halbjahr 2016/17 bei EUR 269,7 Mio. und damit um -1,1 % unter dem Wert des Vorjahres. Das EBITDA wurde deutlich von den Anlaufeffekten für die neuen Werke in Chongqing beeinflusst und ging daher im Vergleich zur Vorjahresperiode um EUR 43,1 Mio. bzw. -63,8 % auf EUR 24,5 Mio. zurück. Bereinigt um den Chongqing-Effekt betrug das EBITDA EUR 58,5 Mio. Daraus resultiert eine bereinigte EBITDA-Marge von 22,7 %, die unter dem bereinigten Vorjahreswert von 25,3 % liegt. Dafür verantwortlich sind Preis- und Produktmixeffekte.

Segment Automotive, Industrial, Medical mit Umsatz- und Ergebnissteigerung

Mit einem Umsatzwachstum von 2,9 % konnte dieses Segment den Vorjahreswert von EUR 169,5 Mio. auf EUR 174,4 Mio. weiter steigern. Haupttreiber waren weiterhin die Umsätze mit höherwertigen Leiterplatten aus dem Automotive-Bereich, der den Trend zu mehr elektronischen Komponenten in Fahrzeugen widerspiegelt und sehr stark wachsende Umsätze aus dem Medical Bereich. Die Umsätze im Industrial-Bereich lagen auf dem hohen Vorjahresniveau. Das EBITDA stieg um 19,9 % von EUR 19,2 Mio. auf EUR 23,0 Mio. Die EBITDA-Marge war mit einem Anstieg um 1,9 Prozentpunkten von 11,3 % auf 13,2 % deutlich über Vorjahresniveau. Bereinigt um den Anteil an den Anlaufeffekten aus dem Projekt Chongqing beträgt das EBITDA EUR 26,3 Mio. und die bereinigte EBITDA-Marge 15,4 % (Vorjahresperiode bereinigt: 11,0 %). Das Segmentergebnis profitierte auch von einer Auflösung einer Rückstellung für ungenutzte Flächen, da diese wieder genutzt werden.

Status Chongqing: Nach wie vor flachere Anlaufphase im Werk 1 für IC-Substrate, Ramp Werk 2 für substrat-ähnliche Leiterplatten verläuft gut

Zum Stichtag 30. September 2016 hat AT&S EUR 392,9 Mio. in das Projekt Chongqing investiert. Die Optimierung der hochkomplexen Produktionsanlagen für IC-Substrate erzeugt nach wie vor einen flacheren Anlauf. Die Produktionslinie läuft auf Vollauslastung, jedoch mit einem noch nicht zufriedenstellenden mengenmäßigen Output und Yield. Die Effekte aus dieser Verzögerung wurden im angepassten Jahresausblick berücksichtigt. Der Ramp für die erste Produktionslinie für substrat-ähnliche Leiterplatten verläuft gut.

Investition in neue Technologiegeneration im Werk Shanghai Auf Basis einer entsprechenden Kundennachfrage bereitet AT&S früher als ursprünglich geplant die neue Technologiegeneration im Kerngeschäft für das Segment Mobile Devices & Substrates im Werk Shanghai vor. Diese soll Anfang des zweiten Halbjahres im Kalenderjahr 2017 in Serienproduktion gehen. Die dadurch notwendigen technologischen Anpassungen der Produktionsanlagen führen temporär zu reduzierten Kapazitäten im Werk Shanghai. AT&S positioniert sich mit dieser Technologie weiterhin in kontinuierlich wachsenden Kundensegmenten als High-End Anbieter.

Ausblick für das Geschäftsjahr 2016/17 angepasst Im Geschäftsjahr 2016/17 rechnet AT&S unter der Voraussetzung eines makroökonomisch stabilen Umfelds, einer Währungsrelation USD-EUR auf ähnlichem Niveau wie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/16 und einer stabilen Nachfrage im Kerngeschäft mit einem Umsatzwachstum von 4-6 %. Die EBITDA-Marge soll vor allem auf Basis der Anlaufkosten für die Werke in Chongqing bei 15-16 % liegen; die EBITDA-Marge im Kerngeschäft hingegen auf einem vergleichbaren Niveau wie im Geschäftsjahr 2015/16. Die höheren Abschreibungen von zusätzlich rund EUR 40 Mio. für das Geschäftsjahr 2016/17 für das Projekt Chongqing werden das EBIT deutlich beeinflussen.