Intel baut zwei neue Halbleiter-Fabriken in Magdeburg, reduziert europäische Abhängigkeit von Asien

Der weltweit führende Chip-Produzent errichtet zwei neue Halbleiter-Fabriken im deutschen Magdeburg. Die 17-Milliarden-Dollar Investition ist ein willkommener Beitrag zur digitalen EU-Strategie, ein höheres Maß an “digitaler Selbstbestimmung” zu erlangen.

Die beiden vergangenen Jahre haben eine wesentliche Schwäche der europäischen Wirtschaft offengelegt: Die starke Abhängigkeit von Chips, die zum überwiegenden Teil in Asien gefertigt werden. Die Diagnose ist bekannt, die europäische Union hat sich daraufhin eine 17-Milliarden-Dollar teure digitale Dekade zur Erlangung “digitaler Souveränität” bis 2030 verschrieben. Diese Maßnahme erhält jetzt durch den weltweit größten Hersteller von Halbleitern, Intel, einen Booster. Um 17 Milliarden Dollar errichtet Intel zwei Halbleiter-Fabriken im ostdeutschen Magdeburg, rund 150 Kilometer westlich von Berlin. Damit verdoppeln sich die durch die EU geplanten digitalen Investitionen auf 34 Milliarden Dollar. Die Produktion in den beiden Werken soll spätestens 2027 in Betrieb gehen.

Intel setzt damit die größte Investition seiner Unternehmensgeschichte fort. Erst im Jänner 2022 wurde die Errichtung neuer Fabriken im US-Bundesstaat Ohio bekannt gegeben. In Europa sind weitere Investitionen in Entwicklung und Produktion geplant. So soll das Werk im irischen Leixlip, bisher Intels einzige europäische Produktionsstätte, um 12 Milliarden Dollar seine Kapazität verdoppeln. In Italien wird über die Errichtung eines Werks zum Packaging und Testen von Chips verhandelt. In Frankreich soll ein Hub für Forschung und Entwicklung entstehen, in Polen sollen die dortigen Labors vergrößert werden. Insgesamt könnten sich Intels Investitionen in der EU in der nächsten Dekade auf 90 Milliarden Dollar summieren, erklärte Intel-CEO Patrick Gelsinger in einem Interview in der New York Times.

Mit seiner Offensive in Europa und den USA will Intel ein neues Gleichgewicht in der Chipproduktion herstellen. Der Anteil der europäischen Produktion soll binnen eines Jahrzehnts als 20 Prozent der gesamten Produktion wachsen. Derzeit liegt der europäische Anteil bei 9 Prozent von Intels Produktion. Im selben Zeitraum soll der US-Anteil von derzeit 12 auf künftig 30 Prozent wachsen, erklärte Gelsinger seine Strategie. Die anhaltenden Schwierigkeiten der globalen Lieferkette der beiden vergangenen Jahre haben wesentlich zu dieser Entscheidung beigetragen.

Die Entscheidung für Deutschland als Standort wurde durch die deutsche Autoindustrie begünstigt, deren Produktion von E-Autos im Vorjahr durch Lieferschwierigkeiten beeinträchtigt war. In wenigen Wochen wird auch Tesla die Produktion in seinem neuen Werk in Brandenburg aufnehmen, das unweit von Magdeburg liegt. Im benachbarten Dresden befinden sich bereits derzeit Halbleiter-Fabriken von Infineon, GlobalFoundries und Bosch.

Veröffentlicht am: 17. März 2022

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